Dr. Karsten Nadler
Privatpraxis für Psychiatrie und Psychotherapie
Autismus-Spektrum-Störungen
Begriffliche Entwicklung und Definition
Den Begriff „Autismus“ haben die meisten schon gehört und verbinden damit spezifische Symptome.
Der Begriff «Autismus» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «sehr auf sich bezogen sein».
Autismus ist jedoch eher ein Spektrum und autistische Menschen unterscheiden sich sehr voneinander. Das führt dazu, dass jegliche Symptome sowohl in schwerer als auch leichter Ausprägung vorliegen können und zum Teil auch gar nicht vorhanden sind. Das erschwert die Diagnosefindung und erfordert viel Erfahrung durch den behandelnden Psychiater.
Die Bandbreite ist in der Tat so groß, dass es Betroffene gibt, die gar nicht sprechen und andere, die ihren Alltag als sog. hochfunktionale Autisten meistern.
Heute wird daher der Fachbegriff Autismus-Spektrum-Störung flächendeckend verwendet (ASS).
Die autistische Wahrnehmung
Den meisten Menschen mit Diagnosen aus dem Autismus-Spektrum haben jedoch gemeinsam, dass sie ihre Umwelt anders sehen, hören und fühlen als ihre Mitmenschen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören (in unterschiedlicher Ausprägung, Kombination und Wahrnehmung):
- Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzufühlen
- adäquate Kommunikation
- Probleme im Erkennen der Stimmung ihres Gegenübers aus dessen Gesicht
- oft Kontaktvermeidung zu Mitmenschen
- Interessenkonzentration auf Spezialgebiete
- Schwierigkeiten, sich auf Neues einzustellen
- Wunsch, Alltagsabläufe immer gleich zu gestalten (Ritualbildung)
- Orientierung und Fixierung auf Details
- Schwierigkeiten, eine Situation ganzheitlich zu erfassen
- Ungeschicklichkeit in körperlichen Bewegungsabläufen
- Über- oder Unterempfindlichkeiten auf Licht, Gerüche, Geräusche oder Berührungen:
Diese Über- oder Unterempfindlichkeiten und die vorhandene Detail-Orientierung führen dazu, dass Kinder oder Erwachsene aus dem Autismus-Spektrum häufig Probleme haben, ihre Umwelt als sinnvolles Ganzes zu verstehen. Das Erreichen von Lernerfolgen wird dadurch zumindest erschwert.
Der Weg zur Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung
In der Zeit nach der Erstbeschreibung von Autismus orientierten sich Ärzte an den Beschreibungen der Forscher. Aber die Vorstellungen darüber, wie Autismus sich äußert und wer nun autistisch war und wer nicht, gingen weit auseinander. Um einheitliche Standards zu schaffen, wurden Diagnosekriterien entwickelt.
Im neuen ICD-11 werden diese Diagnosen als »Autismus-Spektrum-Störung« (»autism spectrum disorder«) zusammengefasst. Das gesamte Spektrum in seiner Breite wird mit einer Diagnose abgedeckt. Diese Änderung wurde bereits lange erwartet. Sie findet sich auch im DSM-5, dem diagnostischen Handbuch der American Psychiatric Association. Aktuell gilt in Deutschland noch die ICD-10.
Bei der Diagnose handelt es sich um eine so genannte klinische Diagnose. Diagnostiker*innen führen dabei üblicherweise Interviews, psychologische Tests und Ausschlussverfahren (es darf zum Beispiel keine körperliche Erkrankung gegeben sein, die das erklärt) durch.
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder eine Ihnen nahestehende Person (Kinder / Ehepartner) von Autismus betroffen sind, buchen Sie gerne einen Erstgesprächs-Termin, in dem wir uns gemeinsam einer Diagnostik nähern können.